Installation von Cinelerra unter Debian lenny
 

Stand: 10. Juni 2011

Vorwort:
Früher war die Installation von Cinelerra eine echte Herausforderung, da das Paket in den offiziellen Quellen von Debian nicht existierte und damit wild über mehrere Quellen verteilt war. Doch mittlerweile hat es Einzug gehalten in Debian lenny und mittels eines simplen
# apt-get install cinelerra
ist das vielversprechende Schnitt- und Compositingprogramm schon auf der Platte. In diesem Sinne sind die nun folgenden Zeilen eigentlich als "obsolete" (veraltet) zu kennzeichnen, aber ohne nostalgisch zu werden, schweifen wir trotzdem nochmal zurück wie das denn um die Zeit des 28. Dezember 2008 war....

Kleiner Blick in die Vergangenheit
Da man früher für die Installation sehr viele Quellen brauchte die in die Datei
/etc/apt/sources.list einzutragen sind, mußte man erst einmal den Cache von apt vergrößern. Sonst quittierte apt das Neueinlesen der Paketquellen mit einer Fehlermeldung. Für das Vergrößern des Caches erstellt man im Verzeichnis /etc/apt die Datei apt.conf, so fern sie nicht schon vorhanden ist und schreibt mit einem Editor der Wahl folgende Zeile hinein:
APT::Cache-Limit "16777216";

Danach mußte man im gleichen Verzeichnis die Datei sources.list anpassen und um folgende Zeilen ergänzen:
deb http://ftp.de.debian.org/debian/ unstable main contrib non-free
deb http://www.debian-multimedia.org/ stable main
deb http://www.debian-multimedia.org/ testing main
deb http://www.debian-multimedia.org/ unstable main
deb http://www.kiberpipa.org/~minmax/cinelerra/builds/sid/ ./

Für die Quelle www.debian-multimedia.org war es erforderlich den korrekten Schlüssel zu importieren. Dies erfolgte durch die Eingabe:
gpg --keyserver pgp.mit.edu --recv-keys 1F41B907
gpg --armor --export 1F41B907 | apt-key add -

Nach einer Aktualisierung der Paketquellen mittels
# apt-get update
standen die neuen Quellen zur Verfügung.

Da manche Pakete aus dem unstable Zweig kamen, verweigerte ein simples
apt-get install cinelerra mit einer Fehlermeldung die Installation der Pakete, da Debian Standardmäßig in den Konfigurations-Dateien so eingestellt ist, daß es kein vermischen der Releases zuläßt. Dazu mußte man etwas mehr "Gewalt" anwenden. Nun ist es so, daß das mischen von Debian Releases nicht ganz ohne Risiko ist, da sich manche Bibliotheken in die Quere kommen können. Ich verwendete schon damals Debian lenny, allerdings war es da noch testing und somit von Haus aus noch nicht ganz ausgereift. Trotz dieses "Risikos" hatte ich keinerlei Probleme mit Debian und konnte auch in anderen Arbeitsbereichen nichts nachteiliges feststellen. Um nun Debian doch noch zur Installation zu bewegen, mußte man mit der Option
-t unstable explizit angeben, daß das zu installierende Programm aus den unstable Quellen installiert werden soll. Also startete ein
# apt-get -t unstable install cinelerra
die Installation der Pakete. Wie man sieht, ist das heute schon wesentlich einfacher. Damals wie heute fehlen allerdings ein paar Einstellungen nach der Installation...


Der erste Kontakt

Nach Installation der Pakete findet man unter dem Menüeintrag Multimedia den Eintrag cinelerra. Ein erster Start des Programms läßt euch gleich mal zwei Dinge feststellen: Es ist in Englisch und begrüßt uns mit einer Fehlermeldung. Die Fehlermeldung verweist auf einen Buffer im Kernel, der anscheinend zu klein ist. Um das Problem zu beheben kann man entweder den erforderlichen Wert in die Datei /etc/sysctl.conf eintragen oder eine Datei beliebigen Namens mit der Endung .conf in dem Verzeichnis /etc/sysctl.d/ erstellen. Eigentlich ist vorgesehen eigene Einstellungen nicht mehr in die Hauptdateien einzutragen, sondern dafür eine eigene Datei im entsprechenden .d-Verzeichnis zu erstellen. Das hat den Sinn, daß bei einem Update die Hauptkonfigurationsdatei überschrieben werden könnte und somit sind alle persönlichen Einstellungen weg, während im entsprechenden .d-Verzeichnis die Einstellungen erhalten bleiben. Man kann sich dieses "Konfigurations-Verzeichnis" wie eine große zusätzliche Datei vorstellen, die aus lauter kleinen Dateien (der Inhalt des Verzeichnisses) zusammengestellt wird und mittels eines include-Befehls in die Hauptkonfiguration eingebunden wird (siehe hierzu auch Hinweise zum Verzeichnis /etc). Der benötigte Eintrag lautet:

# Uncomment the next line to allow > 32 MB of shared memory
# to be allocated by default to use Cinelerra
kernel/shmmax=0x7fffffff

Damit die neuen Einstellungen vom Kernel eingelesen werden, muß man den Befehl sysctl mit der Option -p ausführen.
# sysctl -p /etc/sysctl.conf
für die Hauptkonfigurationsdatei oder
# sysctl -p /etc/sysctl.d/eigeneEinstellungsdatei.conf
für eine Datei im Konfigurations-Verzeichnis.


Do you speak German?

Nun zur deutschen Sprache. Eigentlich bringt Cinelerra Übersetzungen für eine Vielzahl von Sprachen mit. Trotzdem habe ich tagelang damit zugebracht herauszufinden, wie man die deutsche Sprache aktiviert. Anscheinend hat der Ersteller des cinelerra Pakets das dafür notwendige Sprachpaket namens cinelerra.mo vergessen, denn wenn man sich das dazugehörige Debian-Paket cinelerra-data mit einem Archivprogramm wie Ark anschaut stellt man fest, daß alle Sprachordner LC_MESSAGES leer sind. Eine Suche nach einem Download der einzelnen Datei im Internet blieb erfolglos. Also bestand meine Lösung des Problems darin, eine Live-CD mit Cinelerra runterzuladen und die Datei von der CD aus dem Verzeichnis /usr/share/locale/de/LC_MESSAGES/ in selbiges auf meiner lokalen Festplatte zu kopieren. Damit ihr aber nicht auch so einen Aufwand habt, könnt ihr euch die Datei hier runterladen:
cinelerra.mo (deutsche Sprachdatei für cinelerra)

Allerdings hat die Sache jetzt noch einen kleinen Haken: Ich denke mal, daß das Sprachpaket im Zeichensatz ISO-8859-1 vorliegt und daher eine Spachdaten-Unterstützung für diesen Zeichensatz benötigt. Nur so kann ich es mir erklären, daß trotz korrekt ausgewählter Sprache de_DE Cinelerra immer noch munter in Englisch angezeigt wird. Standardmäßig ist unter Debian nur die Sprachdaten-Unterstützung de_DE.UTF-8 installiert. Um auch die anderen Sprachdaten zu installieren muß eine Neukonfiguration des Pakets locales vorgenommen werden. Das erledigt man mit dem Befehl:
# dpkg-reconfigure locales
Es erscheint ein Auswahlfenster mit dutzenden von Sprachkürzeln und den dazugehörigen Zeichensätzen. Uns interessieren natürlich nur die Einträge die mit de_DE beginnen. Mittels des Cursors scrollt man sich bis zu den entsprechenden Einträgen nach unten und setzt mit der Leertaste zusätzlich zum UTF-8 Eintrag beim ISO-Eintrag ein Sternchen:
[x] de_DE.ISO-8859-1
[x] de_DE.UTF-8 UTF-8

Um Speicherplatz zu sparen kann man bei allen anderen Sprachen das Sternchen mit der Leertaste entfernen. Ein anschließender Druck auf die TAB-Taste markiert OK und ein Druck auf ENTER bringt uns zum nächsten Menü den Standard-Standorteinstellungen für die Systemumgebung. Von unseren beiden Möglichkeiten wählen wir de_DE.UTF-8 als Standard aus und drücken wieder TAB und ENTER. Anschließend wird die Sprachdaten-Unterstützung generiert und bei einem erneutem Start von cinelerra präsentiert sich dieses mit deutschen Tips des Tages und einem deutschen Menü.

Nachwort:
Obwohl die Videobearbeitung bei Linux noch in den Kinderschuhen steckt, macht cinelerra einen sehr professionellen und vielversprechenden Eindruck. Für null Euro bekommt man ein komplexes Programm das einem vielseitige Möglichkeiten zur Videobearbeitung zur Verfügung stellt. Leider ist die ebenfalls kostenlose Anleitung im Internet in Englisch, daher empfehle ich für Cinelerra-Interessierte das Buch
Cinelerra kompakt: Das Anwenderhandbuch von Marco Michely, welches in deutscher Sprache verfügbar ist.
Noch ein Rat zum Schluß: Cinelerra hat scheinbar noch den ein oder anderen Fehler, da es mir ein paar mal abgestürzt ist. Ich empfehle daher des öfteren mal zu speichern.