Pic: Filmstreifen
 
Der Schnitt

Auflösung: 512x288

Seitenverhältnis: 16:9

Format: MP4

Größe: 1,49 MB

Framerate: 25 fps

Länge: 10 sec

 

Der Schnitt ist die elementarste Bearbeitung von Filmmaterial. Wenn man mal von einigen wenigen Filmen wie z.B. Blair Witch Project absieht, enthält fast jeder Film einen Schnitt. Schnitte machen einen Film interessant und abwechslungsreich. Was sehen wir, wenn wir einen TV-Kanal wie Pro7 einschalten zwischen den Sendungen? Die Vorschau auf kommende Sendungen. Eine einzige Schnittorgie! In manchen Trailern sind Szenen enthalten die so kurz sind, daß wir sie gar nicht ganz erfassen können. Eine wahre Flut von Bildern regnet auf uns ein. Aber gerade das versetzt uns in Aufregung, vermittelt uns das Gefühl von Tempo. Man kann mittels des Schnitts nicht nur das Filmmaterial interessant machen, sondern auch das Tempo bestimmen! Wählt man lange Szenen und ruhige Kamerafahrten, vermittelt uns der Film Ruhe und Entspannung. Wählt man kurze Szenen und schnelle Kamerafahrten, wird genau das Gegenteil vermittelt: Unruhe, Aufregung und Temperament.

Wenn man die Aufnahmen vom letzten Spanien-Urlaub mit nach Hause bringt, erscheinen uns die nie enden wollenden Einstellungen zu ermüden. Es gibt eine Faustregel bei Landschaftsaufnahmen für die Länge der Szene: Zeige die Landschaft nur solange, wie Du brauchst um das was Du siehst in Worte zu fassen. Zeigt man z.B. einen Marktplatz an der Costa Brava, dann reicht die Länge für die Einstellung, bis man gesagt hat: "Ich sehe einen Marktplatz. Auf diesem tummeln sich viele Leute." Punkt. Mehr Zeit braucht man nicht, denn unser Gehirn macht genau dasselbe. Es erklärt die Szene im Kopf!

Dreht man einen richtigen Film, kann man noch mehr machen mittels des Schnitts. Man kann ein Gefühl für Nähe erzeugen in einer Szene. Leider ist es dafür unabdingbar mehrere Einstellungen einer Szene zu drehen, d.h. ein und dasselbe mehrmals zu wiederholen und aus verschiedenen Perspektiven zu filmen. Das führt uns zu meinem Beispielfilm: "Sonja zündet Kerze an".
Ich habe den Film aus 3 verschiedenen Blickwinkel aus aufgenommen.

  • Einstellung1: Nahaufnahme auf das Gesicht von Sonja.
  • Einstellung2: Nahaufnahme auf die Zündholzschachtel.
  • Einstellung3: Nahaufnahme der Kerze.

Das Einzige was man jetzt noch tun muß, ist sämtliche Einstellungen in eine vernünftige Reihenfolge zu bringen. Am Besten fängt man mit der Person an, damit man überhaupt weiß, wer das Streichholz anzündet (es sei denn man möchte sich das als Spannungsmoment bis zum brennen der Kerze aufheben). Also Spot auf Sonja. Dann die nächste Einstellung im zeitlichen Ablauf: das Streichholz wird entzündet. Zwischenschnitt nochmal auf das Gesicht, weil es sich durch die Flamme kurzzeitig aufhellt (was einen interessanten Effekt gibt!). Das hier ein kleiner zeitlicher Fehler drin ist, nämlich daß man die Flamme einmal in der Streichholzszene auflodern sieht und noch einmal wenig später als Erhellung im Gesicht, fällt nur sehr aufmerksamen Betrachtern auf und ist nicht weiter von Belang. Natürlich muß man bei so einem Schnitt Bild und Ton voneinander trennen, da sonst das Zisch-Geräusch vom Entzünden zweimal vorhanden ist.
Der nächste Schnitt (wie kann es auch anders sein!?) ist auf die Kerze gerichtet. Die Kerze wird angezündet. Zum Abschluß nochmal einen Schnitt auf das Gesicht und das Auspusten des Streichholzes und Fertig!
Jetzt werden manche sagen, wozu der Aufwand? Man kann doch einfach die Kamera weiter weg stellen, die Szene im gesamten Aufnehmen und gut. Natürlich, machen kann man alles. Ob das aber gut wird, ist eine andere Sache, denn mit der Nahaufnahme-Methode kommen zwei Faktoren ins Spiel, die die Einstellung interessant machen: Zum Einen ist die Szene sehr Detailreich, da man alle Objekte und Personen darin aus der Nähe sieht. Damit sind feine Details sehr gut erkennbar. Zum Anderen wird das Auge des Betrachters nur auf die wesentlichen Dinge gelenkt: Die Person, die Kerze und das Hilfsmittel zum Anzünden. Dadurch werden ein paar Fragen aufgeworfen: Wo befindet sich diese Person? Was ist drum herum? Gibt es noch jemanden in dem Raum, z.B. einen Freund für den sie die Kerze anzündet? Solche Fragen werden dann erst später aufgelöst in der nächsten Einstellung, in der die Kamera weiter weg steht und das komplette Umfeld zeigt. Bis dahin bleibt die Szene geheimnisvoll und interessant...

 
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