Aktueller Firefox unter Debian lenny
 

Dieser Beitrag ist all denen gewidmet die noch das mittlerweile sehr veraltete Debian lenny verwenden und trotzdem einen einigermaßen aktuellen Firefox-Browser haben wollen. Die Gründe ein so altes Debian zu verwenden können vielfältig sein. Ob man nun den nagelneuen 4-Kern-Prozessor nicht ausbremsen will, weil KDE3 einfach viel schneller rennt als KDE4 oder ob man keine Wahl hat, weil der heimische Laptop oder PC so veraltet ist, daß man mit einem KDE3 überhaupt noch einigermaßen vernünftig darauf arbeiten kann, während einen die neuere Debian Variante mit KDE4 Desktop den PC hoffnungslos in die Knie zwingt. Und wenn ich mich in der Runde meiner Freunde so umhöre, dann sagen die meisten, warum soll man das alte Klump entsorgen, wenns noch funktioniert? Natürlich werden jetzt viele aufschreien -aaaah!- veraltet, keine Sicherheitsupdates mehr, blabla, aber ich sag da nur, wen interessierts? Alles rennt - und das sogar mit 4 Kernen hammermäßig schnell und ich würd jetzt mal sagen, daß ein uraltes Debian lenny trotzdem noch sicherer ist als ein aktuelles Windows mit InternetExplorer. Aber das muß natürlich jeder für sich selbst entscheiden...

Leider stößt man beim Versuch den von Debian verwendeten Iceweasel Browser auf eine halbwegs aktuelle Version upzudaten unter lenny schnell an seine Grenzen. Die letzte Version des modifizierten Firefox-Browsers, die man unter den lenny-Backports noch bekam, trug die Versionsnummer 3.5 und beim Versuch den Iceweasel-Browser einer neueren Debian-Version z.B. wheezy zu installieren, scheitert man auch ganz schnell aufgrund der fehlenden Abhängigkeiten neuerer Versionen der erforderlichen Bibliotheken. Und selbst wenn man es schafft den Iceweasel von wheezy zu installieren hat man gerade mal die Versions-Nummer 10.0.12. Keine verlockende Aussicht für eine Web-Industrie die ständig nach aktuellen Browsern verlangt. Aber es gibt einen anderen Weg als über die Debian-Pakete mit dem man nicht nur einen originalen Firefox installieren kann, sondern von der Versionsnummer her auch weit höher, wie wäre es z.B. mit der Version 17.0.2? Und dabei ist das Ganze mal wieder Linux-typisch absolut simpel...

Firefox besorgen

Zuerst einmal benötigen wir einen aktuellen oder aktuelleren Firefox-Browser. Leider hat die aktuellste Version 18.0.1 (Stand 05. Februar 2013) unter meinem lenny nicht funktioniert. Da könnte es dann doch tatsächlich sein, daß der Unterschied zwischen alt und neu zu groß ist. Eine andere Möglichkeit wäre, daß die neueste Version noch Fehler enthält und deswegen nicht funktioniert. Aber kein Problem, gehen wir einen Versions-Schritt zurück und nehmen Version 17.0.2, welche zur Zeit in der dieser Artikel entstand gerade mal 1,5 Monate alt war, was man meines Erachtens ruhig als aktuell bezeichnen kann. Sämtliche, alte Firefox-Versionen findet man unter
http://ftp.mozilla.org/pub/mozilla.org/firefox/releases/
Wenn man ein wenig runterscrollt, findet man die Version 17.0.2esr und muß sich lediglich noch durch die Ordner klicken zur gewünschten Architektur und Sprachversion. linux-i686 für 32-Bit Betriebssysteme und linux-x86_64 für die 64-Bit Varianten. Anschließend noch de für Deutsch und man findet ein komprimiertes tar-Archiv, welches alle Dateien enthält die benötigt werden. Dieses speichern wir nun auf unserem Rechner.

Firefox installieren

Eigentlich ist der Begriff "installieren" ein bischen übertrieben, da man lediglich das heruntergeladene tar-Archiv in ein Verzeichnis freier Wahl entpacken muß und schon kann man den neuen Browser verwenden. Es ist nicht mal nötig den alten Iceweasel zu deinstallieren. Im Gegenteil, der neue Firefox-Browser kann auf die Konfigurations-Dateien des alten Iceweasel im Heimat-Verzeichnis zugreifen und man hat sofort seine Favoriten und PlugIns auch im neuen Browser zur Verfügung. Es empfiehlt sich aber sämtliche Verknüpfungen ob nun in der Schnellstartleiste oder auf dem Desktop an den neuen Browser anzupassen. Ich für meinen Teil hab den neuen Browser im Pfad /usr/share/firefox/ gespeichert. Ein Verknüpfungsziel sieht dann folgendermaßen aus: /usr/share/firefox/firefox %u. Das Kürzel %u dient als Platzhalter für eine eventuell zu öffnende Seite. Da der originale Firefox kein KDE-Programm ist, funktioniert die Startrückmeldung nicht. Daher empfiehlt es sich selbige unter den erweiterten Einstellungen der Verknüpfung zu deaktivieren. Beim ersten Start von Firefox werden die installierten Add-Ons auf Kompatibilität überprüft und es erfolgt die standardmäßige Frage, ob man Firefox zu seinem Standard-Browser machen möchte. Veraltete Add-Ons werden aktualisiert und man kann sofort loslegen.

Möchte man daß der neue Firefox-Browser auch beim Eingeben von firefox in dem Befehl-Ausführen-Dialog oder in einer Shell abstartet, muß man einen Link unter /usr/bin/ anpassen. Wir erinnern uns, unter /usr/bin/ sind die ausführbaren Programme für User gespeichert. Unter lenny mit Iceweasel finden wir bei Eingabe von
# ls /usr/bin/ | grep firefox
-rwxr-xr-x 1 root root 106 28. Jan 21:20 firefox
lrwxrwxrwx 1 root root 26 22. Jan 06:39 firefox.real -> ../lib/iceweasel/iceweasel

zwei Einträge. firefox ist lediglich ein Shell-Skript, welches überprüft, ob der Link firefox.real existiert oder nicht und bei vorhandensein, das Linkziel (in dem Fall iceweasel) ausführt. Bei nichtvorhandensein wird direkt iceweasel aufgerufen. Also müssen wir einfach den link auf unseren neuen Firefox-Browser leiten, was wir mit der Zeile
# ln -sf /usr/share/firefox/firefox firefox.real
erreichen (siehe hierzu auch Verknüpfungen - Soft- und Hardlinks). Die Überprüfung ergibt
# ls /usr/bin/ | grep firefox
-rwxr-xr-x 1 root root 106 28. Jan 21:20 firefox
lrwxrwxrwx 1 root root 26 22. Jan 06:39 firefox.real -> /usr/share/firefox/firefox

und damit wird bei der Eingabe von firefox unser aktueller Browser abgestartet.

Möchte man auch daß angeklickte Links aus Anwendungen wie KMail heraus den neuen Browser verwenden, geht man folgendermaßen vor: Als Vorarbeit muß man einen Menüeintrag im K-Menü vornehmen, welcher den bereits besprochenen Befehl /usr/share/firefox/firefox %u enthält. Wichtig ist hierbei die %u-Angabe, da sonst der Firefox-Browser startet, aber nicht die gewünschte Seite des Links aufmacht! Und nicht vergessen: die Startrückmeldung rausnehmen, da sonst für 30 sek ein arbeitender Mauspfeil nervt! Anschließend öffnet man das Kontrollzentrum, also die zentrale Verwaltung von KDE und klickt sich über KDE-Komponenten und Komponentenauswahl zu den Webbrowser Einstellungen durch. Ist der Punkt beim Eintrag mit folgendem Browser nicht gesetzt, sollte man das nun mit der Maus tun. Mittels des drei Punkte-Buttons öffnet man das K-Menü und wählt den firefox-Eintrag aus. Um die Einstellungen zu übernehmen klickt man noch am Fuß des Fensters auf Anwenden und schon werden sämtliche Links innerhalb KDE die auf dem http oder https Protokoll basieren mit dem neuem Firefox-Browser geöffnet.